
Kindern beibringen, Gefühle zu erkennen und ihr Verhalten zu steuern: Ein Elternratgeber
Jede Mutter und jeder Vater kennt es: Ein Kleinkind bricht in Tränen aus, wenn der Bausteinturm umfällt. Oder ein Schulkind schreit vor Frust, weil es ein Spiel verliert. Solche Situationen sind mehr als „Launen“ – sie sind wertvolle Momente, um Kindern zu helfen, Gefühle zu erkennen und den Umgang mit ihnen zu lernen.
Emotionale Wahrnehmung und Selbstregulation sind Kernfähigkeiten der emotionalen Intelligenz (EQ). Kinder, die Gefühle benennen und angemessen ausdrücken können, entwickeln Resilienz, Empathie und Selbstvertrauen – Fähigkeiten, die sie ein Leben lang begleiten.
Warum es wichtig ist, Gefühle zu erkennen
Kinder, die ihre Emotionen verstehen, sind besser in der Lage:
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klar zu kommunizieren, statt nur zu reagieren
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Empathie zu entwickeln, indem sie Gefühle anderer wahrnehmen
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Stress gesund zu bewältigen, ohne Überforderung
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Probleme zu lösen, anstatt impulsiv zu handeln
Studien zeigen: Kinder mit ausgeprägter emotionaler Regulation haben oft bessere Freundschaften, sind schulisch erfolgreicher und haben ein geringeres Risiko für Ängste oder Verhaltensprobleme.
Altersgerechtes emotionales Lernen
Kleinkinder (1–3 Jahre)
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Einfache Begriffe wie froh, traurig, wütend einführen.
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Bilderbücher mit deutlichen Gesichtsausdrücken nutzen.
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Gefühle im Alltag benennen: „Du bist traurig, weil das Spielzeug kaputt ist.“
Vorschulkinder (3–5 Jahre)
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Rollenspiele mit Puppen oder Figuren.
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Gefühlsposter oder Emotionskarten einsetzen.
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Erste Beruhigungsstrategien üben: tief atmen, bis fünf zählen.
Schulkinder (6–9 Jahre)
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Über „gemischte Gefühle“ sprechen: „Man kann stolz und gleichzeitig nervös sein.“
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Tagebuchschreiben, Malen oder Bewegung als Ausdrucksform fördern.
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Reflexion anregen: „Was könnten wir nächstes Mal anders machen?“
Tweens & Teens (10+ Jahre)
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Über komplexere Gefühle sprechen: Eifersucht, Schuld, Enttäuschung.
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Achtsamkeitsübungen und Entspannungstechniken einführen.
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Gesunde Kanäle fördern: Musik, Sport, kreative Hobbys.
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Problemlösungsstrategien schrittweise üben.
Praktische Strategien für Eltern
1. Emotionale Vorbilder sein
Kinder spiegeln das Verhalten der Eltern. Gefühle offen benennen:
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„Ich bin frustriert, weil der Verkehr so voll war.“
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„Ich freue mich, weil wir morgen Ausflug machen.“
2. Einen sicheren Raum schaffen
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Gefühle wertschätzen, auch die schwierigen: „Ich sehe, du bist wütend. Das ist in Ordnung. Lass uns darüber reden.“
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Kinder nicht für ihre Emotionen beschämen.
3. Beruhigungs-Tools einführen
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Atemübungen („Blume riechen, Kerze auspusten“).
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Eine „Ruheecke“ oder Kuschelplatz für Selbstregulation.
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Bewegung: Dehnen, Hüpfen oder Tanzen, um Anspannung loszuwerden.
4. Geschichten nutzen
Bücher und Geschichten helfen Kindern, Emotionen bei Figuren zu erkennen – und eigene Gefühle leichter einzuordnen.
5. Probleme gemeinsam lösen
Schritte üben: Problem benennen → Gefühl ausdrücken → Lösungen überlegen → gesunde Reaktion wählen.
Alltagsroutinen für emotionale Kompetenz
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Morgendlicher Check-in: „Wie fühlst du dich heute?“
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Am Esstisch teilen: Jeder erzählt von einem Gefühl des Tages.
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Abendliche Reflexion: Tageshighlights und Sorgen vor dem Schlafengehen besprechen.
Langfristige Vorteile
Wenn Kinder lernen, Gefühle zu erkennen und Verhalten zu steuern:
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entwickeln sie Resilienz bei Herausforderungen
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stärken familiäre Bindungen
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sind besser vorbereitet für gesunde Beziehungen
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bauen lebenslange emotionale Intelligenz auf
Fazit
Kinder werden nicht mit der Fähigkeit geboren, ihre Gefühle klar zu benennen oder zu regulieren – sie lernen es Schritt für Schritt, mit Hilfe von Vorbildern und liebevoller Begleitung. Eltern, die emotionale Kompetenz fördern, schenken ihren Kindern mehr als Wissen: Sie geben ihnen die Grundlage, sich selbst zu verstehen, anderen empathisch zu begegnen und ihr Leben mit Zuversicht zu meistern.
Bei DabiDabi glauben wir: So wie wir sanft die Haut pflegen, ist auch das Pflegen der emotionalen Entwicklung ein Akt der Fürsorge. Denn Kinder, die lernen, mit Gefühlen umzugehen, wachsen zu starken, mitfühlenden Menschen heran – für eine bessere, menschlichere Zukunft.
Quellen
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American Academy of Pediatrics (AAP): Emotional Wellness in Children
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Child Mind Institute: Helping Children Manage Emotions
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CASEL – Collaborative for Academic, Social, and Emotional Learning: What is SEL?